Mit der Verbreitung von EDV-Technologien in fast allen Bereichen des gesellschaftlichen und auch privaten Lebens in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stieg auch die Zahl der Menschen, die mit einem Computer arbeiten wollten oder mussten, obwohl sie die visuellen Präsentationen eines Bildschirms gar nicht oder nur sehr schlecht sehen konnten. Da diese Menschen spezifische Probleme und Interessen hatten, lag es auf der Hand, sich zu einer eigenen Interessengruppe zusammen zu schließen. Auf Initiative zweier Betroffener wurde im Mai 1985 zunächst unter dem Namen „Interessengemeinschaft Sehgeschädigter Microcomputer-Benutzer“ (ISMB) in Form einer lockeren, nicht institutionalisierten Interessengemeinschaft ein erster Zusammenschluß gebildet. Die Gruppe verstand sich von Anfang an als Selbsthilfeorganisation. Rasch stieg die Zahl derjenigen, die die Aktivitäten der neuen Interessengruppe unterstützten und sich ihr zugehörig fühlten. Im Zentrum des Interesses standen und stehen auch heute noch die speziellen Hilfsmittel, die blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zur Informationstechnik ermöglichen. Die gegenseitige Beratung und die Herausgabe einer speziellen Computer-Zeitschrift bildeten die ersten Arbeitsschwerpunkte. Unter dem Namen „Rundbrief“ entstanden bereits 1986 die ersten Veröffentlichungen, es waren damals aber zunächst wirklich nicht mehr als Rundbriefe, so hatte die Erste Ausgabe eine Länge von stolzen 702 Wörtern. Hier ein Eindruck dieses „fast schon historischen“ dokuments:
RUNDBRIEF 1. Jahrgang, Ausgabe 1/1986
Inhaltsübersicht
Editorial – v. N. Müller und P. Brass
Mailbox-Liste aus dem Jahr 1986 – v. P. Brass
Kurzmeldungen – v. N. Müller
Und das erste Editorial las sich damals so:
ISMB-Rundbrief Nr. 1, Januar 1986
Liebe ISMB-Mitglieder!
Hier ist also unser erster Rundbrief. Es freut uns, dass doch bereits so viele dieser neuen Benutzergruppe beigetreten sind und zusammen mit vielen Mitgliedern, die schon Vorschläge zur weiteren Arbeit ausgesprochen haben, hoffen wir auf eine fruchtbare und interessante Zusammenarbeit.
Wie jeder derartige Zusammenschluss, ist auch die ISMB nur das, was wir alle aus ihr machen. Beiträge jeglicher Art sind daher immer willkommen. Und diese Beiträge müssen längst nicht nur berufsbezogen sein. Themen wie Datenfernübertragung, Hobbyprogramme, Spiele und vieles mehr sollten genauso ihren Platz finden, wie der Austausch über den beruflichen Einsatz von Geräten und Software. Aber wir wollen hier der Entwicklung nicht vorgreifen. Die Rundbriefe oder auch der private Kontakt haben sicherlich Raum für alles und jedes, was von den Mitgliedern als wissenswert und interessant erachtet wird. Und nicht zuletzt freut uns die bereits vertretene Gerätevielfalt, dies dürfte gute Beratungs- und Informationsmöglichkeiten für Anfänger oder solche Mitglieder bedingen, die gerade vor der Wahl einer Gerätekonfiguration stehen. Ein guter Anfang scheint gemacht zu sein, hoffentlich wird der weitere Verlauf der Arbeit viele von uns zufrieden stellen.
Da es in den späten 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts keine wirklich aktuelle Informationsquelle im EDV-Bereich für blinde und sehbehinderte Menschen gab, nahm die Mitgliederzahl unserer Interessengruppe recht schnell zu.
Im folgenden halte ich mich im Wesentlichen an die Chronologie der Ereignisse, wie sie sich auch in unseren Publikationen darstellt. Da ich mich aber auf die Highlights beschränken will, wird es natürlich auch Jahre geben, in denen nur die alltäglichen Aktivitäten des Vereinslebens stattfanden. Das heißt aber bei weitem nicht, dass alle, die einen beachtlichen Teil ihrer Freizeit und Energie der ISCB widmeten, in diesen Jahren untätig gewesen wären.
Den ersten großen Erfolg unserer Bemühungen konnten wir 1987 feiern. Wir hatten zu Beginn des Jahres Kontakte mit mehreren Computerzeitschriften aufgenommen, um eine zugängliche Version für blinde und sehbehinderte Menschen zu erhalten. Die Verhandlungen mit dem Vogelverlag in Würzburg, der damals die Zeitschrift Chip herausgab, konnten im Sommer zu einem positiven Ende gebracht werden, sodass ab Oktober 1987 eine Textversion der Zeitschrift auf Diskette zum selben Preis wie das Schwarzschriftabonnement angeboten werden konnte. Wir hatten damit die erste Publikation einer zugänglichen Version einer handelsüblichen Computerzeitschrift im deutschsprachigen Raum erreicht.
Auch die Bemühungen, die ISMB in einen gemeinnützigen Verein zu überführen, machten in der 2. Jahreshälfte 1987 Fortschritte. So fand am 17. Oktober in Dortmund die Gründungsversammlung des zukünftigen Vereins statt, der in diesem Zusammenhang in Interessengemeinschaft Sehgeschädigter Computerbenutzer (ISCB) umbenannt wurde. Einstimmig wurde eine Satzung zwecks Eintragung in das Vereinsregister verabschiedet. Von Beginn an waren die Aktivitäten geleitet vom zentralen Ziel, sich firmenunabhängig zu engagieren.
Im Laufe des Jahres 1988 erfolgte die Anerkennung als gemeinnütziger Verein und die Eintragung in das Vereinsregister. Mit der offiziellen Vereinsgründung der ISCB wurde in der Bundesrepublik Deutschland erstmals eine selbständige Informations- und Interessenvertretungseinrichtung für Blinde und Sehbehinderte geschaffen, die sich schwerpunktmäßig mit Fragen und Problemen der elektronischen Datenverarbeitung und ihren Zugangs- und Anwendungsmöglichkeiten für Blinde und Sehbehinderte beschäftigt.
Das Jahr 1988 brachte auch erstmalig die Veröffentlichung der Vereinszeitschrift in elektronischer Form, ab Ausgabe 2/88 waren 3 Versionen erhältlich: Blindenkurzschrift, Schwarzschrift und ASCII-Dateien auf 5,25-Zoll-Diskette für IBM PC und kompatible Rechner.
Und schließlich gab es im Jahr 1988 auch erstmalig die Möglichkeit für Vereinsmitglieder, externe Leistungen zu vergünstigten Konditionen zu erhalten, solche Mehrwertleistungen ziehen sich ab diesem Zeitpunkt wie ein roter Faden durch die Geschichte der ISCB. Die Geonet AG, eine interessante deutsche Datendienstalternative zu dem US-Anbieter Compuserve und dem BTX-Dienst der Deutschen Post, räumte ISCB-Mitgliedern einen 50-prozentigen Rabatt bei den Grundgebühren ein, und beim Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) konnten ISCB-Mitglieder ausgewählte Ausgaben der Computerzeitschrift DOS als Hörkassetten zu vergünstigten Preisen erwerben.
Der Tatsache, dass sich unser Rundbrief langsam doch zu einer Zeitschrift entwickelt hatte, trug die Umbenennung in Display, Vereinszeitschrift der ISCB, in der 2. Hälfte des Jahres 1989 Rechnung. Auch dem immer häufiger geäusserten Wunsch, eine Audioversion der Vereinszeitschrift zur Verfügung zu stellen, konnten wir in diesem Zusammenhang nachkommen. So gesellte sich also eine Kassettenversion der Zeitschrift zu den bereits vorhandenen Ausgabeformen.
Seit dem 29. Juni 1990 ist die ISCB korrespondierendes Mitglied des Deutschen Blindenverbandes (DBV) (heute Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband, DBSV). Da der DBV mit seinem Arbeitskreis EDV eine ähnliche Einrichtung wie die ISCB hat, wollte der Vorstand in einem ausführlichen, persönlichen Gespräch mit uns klären, inwieweit hier möglicherweise eine Konkurrenz zu den DBV-Aktivitäten vorliegt. In einem sehr offenen, interessierten Gespräch von Seiten des DBV-Vorstandes konnten wir darlegen, dass hier keinesfalls ein Konkurrenzunternehmen entstanden ist, sondern dass vielmehr eine sinnvolle Einrichtung geschaffen wurde, die den Informations- und Beratungsbedarf blinder und sehbehinderter Menschen in einem wichtigen Teilbereich des technischen Fortschritts ergänzt. Mit der Aufnahme in den Kreis der korrespondierenden Mitglieder drückte der DBV seine Wertschätzung Unserer Arbeit gegenüber deutlich aus. Auch heute gehören wir weiterhin (als inzwischen korporatives Mitglied) unserem Spitzenverband an.
Als weitere Dienstleistung für unsere Mitglieder schlossen wir mit dem Mailbox- und Informationsdienstbetreiber Global Data, der mit ca. 150 Einwahlpunkten in ganz Deutschland vertreten war, eine Vereinbarung ab, die den Vereinsmitgliedern die Einrichtung individueller Postfächer ermöglichte. Die Kosten hierfür trug die ISCB, somit stellen wir nun seit 26 Jahren kostenlose e-mailadressen für Mitglieder zur Verfügung.
Dank der Initiative des damaligen Displayredakteurs, gab es seit 1991 eine regelmäßig erscheinende Softwarebeilage der Display, in der für den Mitgliederkreis interessante Free- und Sharewaresoftware vorgestellt und auf der Diskettenversion ausgeliefert wurde.
Im Vordergrund unserer Arbeit in den Jahren 1992-1995 standen der Nachweis und die Beschaffung von blinden- und sehbehindertengerechter EDV-Literatur. Auch die immer stärker steigende Nutzung der Datenfernübertragung und ihrer vielfältigen Möglichkeiten sowie die Problematik des Vordringens der grafischen Nutzeroberflächen (primär MS Windows) bildeten thematische Schwerpunkte der Veröffentlichungen in unserer Vereinszeitschrift. Besonders die zunehmende Verbreitung von MS Windows schürte Befürchtungen, dass blinde und sehbehinderte Menschen von den Fortschritten in der elektronischen Datenverarbeitung ausgeschlossen werden könnten. Wir konnten aber auch erste Ansätze dokumentieren, wie diesem Trend entgegen gewirkt werden kann.
Neben den üblichen Themen unserer Vereinsarbeit standen in den Jahren 1996 und 1997 die Beschäftigung mit unterschiedlichen Ansätzen zur Nutzung von Microsoft Windows im Fokus unserer Berichterstattung. Es zeichneten sich unzureichende Zugangsmöglichkeiten aller getesteten Lösungen für Windows 3.1 ab, erst die Lösungen in Verbindung mit Windows95, die im Laufe des Jahres 1997 zum Einsatz kamen, erwiesen sich als vielversprechend und im Vergleich zu den Vorgängerversionen als erheblich nutzerfreundlicher und stabiler. Bessere Nutzungsmöglichkeiten der Windowshilfetexte sowie erste Schulungsmaterialien und Informationstexte trugen zur zunehmenden Akzeptanz bei blinden und sehbehinderten Anwendern bei.
Das Jahr 1998 bringt uns zu einem weiteren Meilenstein der Entwicklung unserer Gemeinschaft: Die ISCB erhält eine eigene Internetseite. Die wachsende Anerkennung der ISCB in der deutschen Hilfsmittelszene für blinde und sehbehinderte Menschen zeigt sich durch die Aufnahme verschiedener Mitglieder in diverse Projekte wie EBSGO in Marburg oder BITE in Hamburg. Und unsere Verhandlungen mit dem Heiseverlag eröffnen schließlich die Möglichkeit, die führende deutsche Computerzeitschrift „C’T“ kostenlos via Datenfernübertragung zu abonnieren.
Neben der Möglichkeit, die Vereinszeitschrift jetzt auch per E-Mail zu beziehen, brachte das Jahr 1999 der ISCB das „eigene Haus“ im Internet, die Domain iscb.de wurde registriert. Mit annähernd 700 Mitgliedern aus dem deutschsprachigen Raum, mit einem guten Ruf in der Fachöffentlichkeit und mit der Zielsetzung, die Beratungs- und Informationskompetenzen für Mitglieder und auch für öffentliche Stellen weiter auszubauen, trat die ISCB den Weg ins neue Jahrtausend an.
Im Jahr 2000 machte die ISCB nun endlich den fälligen Schritt ins Windowszeitalter. Es wurden jetzt nicht nur auch Windowsprogramme in der Softwarebeilage berücksichtigt, die Zeitschrift selbst erschien im 2. Halbjahr nun auch in einer Winwordversion. Ferner wurde eine weitere Tradition begründet, die ISCB führte erstmalig einen Kurs durch, es handelte sich dabei um einen Hardwarekurs, der in Aufbau und Funktion der wesentlichen Komponenten eines PCs einführte. Dieser ersten Schulungsmaßnahme sollten in den kommenden Jahren noch zahlreiche, thematisch unterschiedliche Kursangebote folgen, die den privaten und beruflichen Interessen vieler Vereinsmitglieder äußerst förderlich sein sollten. Beginnend mit dem Jahr 2001 streckte die ISCB ihre Fühler auch über die Grenzen des deutschsprachigen Raumes hinaus aus. Im Rahmen der britischen Computerfachmesse Sightvillage gab es erste Kontakte zu Nutzergruppen im englischsprachigen und skandinavischen Ausland, in denen sich – ähnlich der ISCB – blinde und sehbehinderte Computernutzer zusammengeschlossen hatten. Leider sind diese Kontakte bis heute sehr einseitig geblieben, da trotz mehrfacher Einladungen Besuche bei uns in Deutschland ausblieben, die Sprachbarriere wurde meist als Hinderungsgrund angeführt.
Mit der recht schnellen Verbreitung von Windows 2000 brachten die Jahre 2001 und 2002 auch eine immer stärkere Akzeptanz der graphischen Nutzeroberfläche bei blinden und sehbehinderten Anwendern. Die Texte unserer Vereinszeitschrift und die Softwarebeilage spiegeln dies wider.
Im Jahr 2003 begannen wir mit der Produktion der Display auf CD-ROM. Diese Ausgabe enthielt alle Formate und bot auch reichlich Platz für die immer umfangreichere Softwarebeilage. Für eine stets kleiner werdende Leserzahl wurden noch Ausgaben in gedruckter Schwarzschrift und in Blindenkurzschrift hergestellt.
Ebenfalls in 2003 lobten wir erstmalig einen Preis in Höhe von 10.000 Euro aus, mit dessn Hilfe wir die Entwicklung eines universell einsetzbaren Interfaces für das Auslesen von graphischen Displays anregen wollten. Wir hatten damals die Komplexität dieses Anliegens sicherlich unterschätzt, denn trotz zahlreicher – auch international verbreiteter – Publikationen des Preises, gelang es uns über mehrere Jahre nicht, Interessenten für dieses Projekt zu gewinnen.
Konnten wir bis zum Jahr 2003 stetig wachsende Mitgliederzahlen beobachten, mussten wir in 2004 erstmalig einen leichten Rückgang verzeichnen. Um dem entgegenzuwirken, wurden verstärkt öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung geplant. So wurden Aktionen wie Verteilung von Infoblättern (Flyern) an Schulen, bei Augenärzten, Optikern usw. durchgeführt.
Besonders die Hardwarekurse der ISCB erfreuten sich großer Beliebtheit, was die immer ausgebuchten Seminare bestätigten. Sie wurden daher weiterhin angeboten, allerdings wurden die Inhalte den veränderten technischen Gegebenheiten angepasst. So werden beispielsweise die Vernetzung mehrerer Computer in einem Haushalt, die Nutzung aktueller BUS-Techniken und die Einbindung von Soundkarten nicht nur für die Anwendung durch Screenreader berücksichtigt.
Beim Jahr 2005 muss ich etwas länger verweilen, denn es gilt über gleich zwei bedeutende Ereignisse in der kurzen aber bewegten Geschichte unserer Interessengemeinschaft zu berichten: Partnerschaft zwischen ISCB und Rudolf-Kraemer-Haus (RKH) in Bad Liebenzell. Im Verlauf unserer Mitgliederversammlung 2004 in Bad Liebenzell erfuhren wir von den Plänen der Hausleitung zur Schaffung eines modern ausgestatteten PC-Schulungsraums. Dies erschien dem Vorstand als eine interessante Möglichkeit, Kursräumlichkeiten für Angebote der ISCB zu gewinnen. Daraus folgte ein Beschluss, diesen Computerraum durch die Finanzierung eines kompletten Arbeitsplatzes voranzubringen. Nach einer längeren Planungsphase konnte das Projekt dann im Frühsommer 2005 realisiert werden. Die lange Planung hatte aber auch den günstigen Effekt, dass die Kosten reduziert werden konnten, so belief sich die endgültige Beteiligung der ISCB auf 5.000 Euro. Am 27. August hatte ich dann die angenehme Pflicht, unser Versprechen einzulösen, und ich konnte im Rahmen einer kleinen Feierstunde im RKH, dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Blinden- und Sehbehindertenverbands Ost-Baden-Württem-berg e.V. (BSVOBW) einen Scheck über 5.000 Euro überreichen. Der BSVOBW war der damalige Träger des RKH. Diese Partnerschaft hatte nun aber nicht nur zur Folge, dass wir modern ausgestattete Kursräumlichkeiten im RKH vorfanden, die ISCB konnte diese Räumlichkeiten auch kostenlos nutzen und obendrein zahlten unsere Mitglieder bei Aufenthalten im RKH nur den Pensionspreis der BSVOBW-Mitglieder, das bedeutete immerhin eine Ersparnis von 5 Euro pro Tag.
Im Gegensatz zur diesjährigen Festveranstaltung, die das erstmalige Erscheinen einer Publikation unserer Gemeinschaft endgültig als Geburtsjahr der ISCB definiert, begingen wir in 2005 den 20. Jahrestag der Konzeption des Projekts. Festveranstaltung anlässlich des 20-jährigen Bestehens der ISCB. Ca. 50 ISCB-Mitglieder hatten sich vom 14.-16. Oktober 2005 zu dieser Veranstaltung in Bad Meinberg eingefunden, die ein informatives und unterhaltsames Programm bot.
Freitag, 14. Oktober:
Nach der Anreise war der Freitag Abend dem Gedankenaustausch in gemütlicher Runde gewidmet.
Samstag 15 Oktober:
09:00-10:45 Uhr Workshop 1:
Das DAISY Konzept, nicht nur digitale Hörbücher und die möglichen Zukunftsperspektiven. Dr. Thomas Kahlisch, Direktor der Deutschen Zentralbücherei zu Leipzig.
11:00-12:45 Uhr Workshop 2:
Windows, Longhorn und die Zukunft der Zugänglichkeit zu MS Betriebssystemen, Thomas Friehoff, Baum Retec AG.
13:00-14:00 Uhr Mittagspause mit Imbiss
14:00-15:45 Uhr Workshop 3:
Mobiles Computing für Blinde und Sehbehinderte. Referenten der ISCB und Vertreter verschiedener Hilfsmittelfirmen.
16:00-18:30 Uhr:
Ausstellung und Vorführung der im Workshop 3 vorgestellten modernen Hilfsmittel. Die Firmen Baum (Pronto), Handytech (Braillino, Talks etc.), IPD (Pacmate und Navigationssoftware), Papenmeier (Trekker) waren vertreten.
19:00 Uhr:
Festveranstaltung anlässlich des Jubiläums: Der Abend war dem Feiern und der Geselligkeit gewidmet. Der Küchenchef hatte eine wirklich gute Auswahl anhand unserer Vorgaben getroffen, sodass das festliche Essen zu einem kulinarischen Genuss wurde. Das Highlight des Abends war dann die musikalische Vorstellung unseres Mitglieds Peter Staubach und seiner Frau Sonja Baus. Mit Liedern aus Musicals, Film und Theater boten sie uns fast 2 Stunden lang kurzweilige aber auch nachdenkliche Unterhaltung.
Sonntag, 16. Oktober:
Der Sonntag morgen war dann einem sehr ausgiebigen brain storming der noch verbliebenen Mitglieder zu den zukünftigen Aktivitäten der ISCB vorbehalten.
Die Veranstaltung wurde von allen Anwesenden als äußerst gelungen bezeichnet, und die interessanten Ergebnisse der Workshops konnten akustisch für alle ISCB-Mitglieder in der letzten Ausgabe des Jahres dokumentiert werden.
Als Folge der engeren Zusammenarbeit mit dem Rudolf-Kraemer-Haus konnte im Jahr 2006 unsere Seminartätigkeit gesteigert werden. Aus der Mitgliedschaft gingen folgende Themenwünsche bei uns ein, die wir größtenteils realisieren konnten: MS Outlook, Schreiben von JAWS Skripten, Umgang mit dem Programmpaket Dataword, das von einem unserer Vereinsmitglied entwickelt worden war sowie Soundbearbeitung mit Soundforge.
Ferner wurde in 2006 noch eine weitere Mailingliste der ISCB eingerichtet, diese richtet sich an PC-Einsteiger, die sich häufig mit ihren Fragen nicht in die reguläre Mailingliste trauten.
Für das Jahr 2006 mussten wir erstmalig ein negatives Haushaltsergebnis verzeichnen. Dies lag hauptsächlich an der allgemeinen Kostensteigerung aber auch an den gesteigerten Aktivitäten für die Gemeinschaft sowie einem merklichen Rückgang der Mitgliederzahlen. Daher mussten im Jahr 2007 Maßnahmen zur Kostenreduktion ergriffen werden. Dazu gehörte zunächst die Einstellung der Brailleausgabe auf Papier, da diese teure Erscheinungsform kaum noch nachgefragt wurde. Sie bleibt aber als Brailledatei auf der Display-CD. Auch weitere Einsparungen wie z.B. die Halbierung der Telefonpauschale für Vorstand und Redaktion wurden beschlossen und durchgeführt.
Neben dieser negativen Entwicklung wurde aber auch ein weiterer Fortschritt für die Leser unserer Zeitschrift erreicht, die Audioausgabe steht seit Beginn des Jahres 2007 im DAISY-Format zur Verfügung.
Mit Beginn des Jahres 2008 wurde die Möglichkeit geschaffen, unsere Vereinszeitschrift per Download zu beziehen. Der Download ist passwortgeschützt, und seine Rubriken entsprechen denen der Ausgabe auf CD. So kann jedes Mitglied, das sich für den Downloadbezug der Display entscheidet, auswählen, welche Teile der Zeitschrift heruntergeladen werden sollen. Dieses Vorgehen versprach eine schnellere Belieferung aber auch eine finanzielle Ersparnis, da die teure CD-Produktion reduziert werden konnte. Selbstverständlich blieb der Bezug der Zeitschrift in Normalschrift und auf CD weiterhin erhalten.
Weiterhin wurde die Werbung in unserer Zeitschrift auf die Internetseite der ISCB ausgedehnt, was zu einer direkten Verlinkung zu den Seiten der Anbieter führte.
Das Jahr 2009 stellte ein für die ISCB durchschnittliches Jahr dar, 2 Schlaglichter sollen jedoch erwähnt werden:
- Mit einem PC-Kurs speziell für blinde und sehbehinderte Senioren starteten wir unsere Aktivitäten für diesen Personenkreis.
- Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig organisierte die DAISY-Tage 2009, eine Ausstellung und internationale Konferenz, an der sich auch die ISCB inhaltlich durch die Präsentation unseres Tutorials zur Nutzung der PRS Software (Software zur Produktion von Audiomaterialien im DAISY-Format) beteiligte.
Die bei weitem wichtigste Entwicklung in der zweiten Hälfte des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend war der massive Anstieg der Nutzung von Mobiltelefonen. Die Screenreader Talx und MobileSpeak machten zahlreiche Geräte, die auf der Basis des Symbian Betriebssystems Serie 60 arbeiteten per Sprachausgabe und Bildschirmvergrößerung zugänglich. Neben der allgemeinen Computernutzung und der Texterkennung durch Lesesysteme stellte dieser Durchbruch einen weiteren beachtlichen Schritt auf dem Weg zur Selbständigkeit blinder und sehbehinderter Menschen in der jüngeren Geschichte dar.
Im Jahr 2010 begann für uns das Apple Zeitalter. Nachdem bereits im Jahr 2008 das iphone 3Gs das Sprechen gelernt hatte, wurden in der Folgezeit alle Apple Geräte mit dem Screenreader VoiceOver ausgestattet. Zahlreiche Beiträge zur Nutzung des iphones in der Display sowie ein Workshop zur Nutzung von Apple Computern im Rahmen der Mitgliederversammlung spiegelten das wachsende Interesse unserer Gemeinschaft wie auch der Community insgesamt an diesen neuen, alternativen Zugängen zur Informationstechnologie wider.
Im Jahr 2011 boten wir erstmalig die Möglichkeit an, dass Vereinsmitglieder teure Hilfsmittel über die ISCB in Raten erwerben können. Die ISCB versucht einen Rabatt der Hersteller zu bekommen, um so unsere Kosten (Zinsen, Verwaltungsaufwand etc.) zu decken.
Trotz unterschiedlicher Bemühungen hat sich zwar die Mitgliederzahl nicht zum Positiven verändert, aber das Standing hat erneut zugenommen. Dies zeigte sich beispielsweise an den Bitten zur Teilnahme an der Vorbereitung des Weltkongresses Braille21, für die Mitarbeit in der Jury des Torsten-Brand-Preises der Fa. Nuance, an der aktiven Teilnahme am Nuance Mobility Forum sowie durch Einladungen zu verschiedenen internationalen Veranstaltungen mit Beteiligungen an Podiumsdiskussionen oder anderen Präsentationen.
Im Jahr 2012 konnten wir 2 neue Kooperationen eingehen, einmal mit der Fa. Terratec, die ein per Sprachausgabe bedienbares DAB-Radio (Noxon) zur Funkausstellung in Berlin ankündigte; sowie mit der Fa. AFB, die Computerrückläufer aus Leasingverträgen aufarbeiten und mit 1 Jahr Garantie und einem Screenreader versehen an unsere Mitglieder günstiger ausliefert.
Ausserdem jährte sich die offizielle Vereinsgründung der ISCB im Oktober zum 25. Mal. Wir nahmen dies zum Anlass, unsere Arbeit durch die Erstellung eines Archivs zu dokumentieren. Diese Jubiläumsausgabe enthält alle bis Ende 2012 jemals auf Datenträgern erschienenen Ausgaben einschließlich aller Beilagen. Diese Jubiläumsausgabe wurde auf einem USB-Stick mit 16 GB Speicherplatz zum Preis von 10,00 Euro für Vereinsmitglieder und 15,00 Euro für Nichtmitglieder angeboten.
In unserem Bestreben auch blinde und sehbehinderte Senioren an PC- und Internetnutzung heranzuführen, bewarb sich die ISCB in 2013 um die Teilnahme an einem Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema „Senioren-Technik-Botschafter – Wissensvermittlung von Älteren für Ältere zu neuen Informations- und Kommunikationstechnologien“. Blinde und sehbehinderte Senioren sind oft weit über das allgemein altersspezifische Maß hinaus in ihrer Mobilität eingeschränkt und werden gleichzeitig durch ihre Behinderung davon abgehalten, Medien zu nutzen, die den Folgen des Mobilitätsverlustes entgegen wirken könnten. Durch die Nutzung moderner Informationstechnologie kann diese missliche Lage deutlich verbessert werden. Aus 77 Kandidaten wurde die Projektskizze der ISCB zusammen mit einigen anderen Bewerbungen ausgewählt. Durch die Förderung mit 20.000 Euro konnten Hard- und Software angeschafft und Multiplikatoren für die Vermittlung von Hard- und Softwarekenntnissen geschult werden. Die Multiplikatorenschulung und die Verbreitung ihres Wissens in der Fläche stellte auch im Jahr 2014 einen Schwerpunkt unserer Arbeit dar, und wir konnten dieses Projekt mit Bravour beenden.
Aber auch in anderer Hinsicht war 2014 ein bemerkenswertes Jahr: Erstmals nahmen die Entwicklungen bei der Nutzung von Smartphones und Tablets für blinde und sehbehinderte Menschen eine vorranige Stellung ein, neben denen der traditionelle IT-Sektor mit Desktop und Laptop Computern immer stärker in die zweite Reihe rückte. Durch vermehrte Veröffentlichungen und weitere Kursangebote, die auch unsere enge Verbindung mit der Einrichtung in Bad Meinberg demonstrierten, trugen wir diesem Trend Rechnung.
Auch in 2015 blieben wir Bad Meinberg eng verbunden. Wir führten eine Reihe von Kursen dort durch, dabei zeigte sich die Notwendigkeit, den Kursraum, den wir dort in Zusammenarbeit mit der Leitung des Hauses eingerichtet hatten, teilweise umzugestalten, und die vorhandenen 8 PCs der ISCB aufzurüsten. Die Betriebssystemversionen Windows 7 und Windows 10 sind jetzt vorhanden und können wahlweise genutzt werden. Neben dem kostenlosen Screenreader NVDA haben wir auch Schulungslizenzen für den Screenreader JAWS für Windows erworben. Und wir haben als Leihgaben von 3 Hilfsmittelfirmen je eine Braillezeile erhalten. Wir sind also für die Zukunft gut aufgestellt.
Und damit bin ich nun in der Gegenwart angekommen.
Stand aus dem Jahr 2016